Fachbereich Informatik (20) Praktische Informatik PD Dr. R. Brause

"Design eines neuen Betriebssystems"

Seminar SS98 + Praktikum WS98/99

Zentrale und dezentrale Wartung

Es gibt viele Betriebssysteme; die meisten sind wirtschaftlich bedeutungslos. Kaum jemand wird in die Lage kommen, ein neues Betriebssystem neben den bereits fest etablierten zu schreiben. Wozu dann ein neues Betriebssystem?

Es gibt verschiedene Probleme, die mit den bereits existierenden Systemen nicht gelöst werden können. Indem wir uns mit Alternativen beschäftigen und kritisch eigene Konzepte entwickeln, lernen wir die bestehenden Betriebssystemkonzepte besser kennen und können ihre Leistungsfähigkeit später im Beruf besser beurteilen.

Um welche Probleme geht es?

In den letzten Jahren hatte sich eine Aufbruchsstimmung bei den Nutzern von Rechnern breit gemacht: Jeder wollte seinen eigenen PC haben, um vom Rechenzentrum unabhängig zu sein. Allerdings ist dieses Freiheitsgedanke einem Katzenjammer gewichen: man hatte dabei die Probleme übersehen, die ein solche Vorgehen mit sich bringt und die jedem Rechenzentrum schon immer bekannt sind. Jeder Computernutzer möchte einerseits alle möglichen Programme nutzen und Daten erzeugen, andererseits aber für Konfigurationspflege, Programmaktualisierung und Datensicherung möglichst keinen Aufwand betreiben.

Die Administration von Rechnernetzen verursacht aber viele Kosten: man rechnet ungefähr den Anschaffungspreis (ca. $5000) pro Jahr pro PC. Aus diesem Grund gibt es das Konzept, (wie z.B. HP Open View, CA Unicenter,..) die Programmverteilung und Installation zentral vom Administrator übers Netz auf den unabhängigen Rechnern durchführen zu lassen.

Ein solches Konzept hat Vorteile

Neue Programmversionen werden zentral an alle Rechner verteilt und sind damit garantiert aktuell

aber auch Nachteile

In letzter Zeit hat eine Alternative von sich reden gemacht: der Netzcomputer (NC). Bei diesem Gerät existiert keine Festplatte, sondern nur ein großer Hauptspeicher, in den immer die aktuelle Programm - und Datenversion übers Netz zur Ausführung geladen wird.

Die Management-Vorteile eines solchen Mikrokern-Konzepts gegenüber den üblichen Netzen aus PC`s in Firmen liegen auf der Hand:

Aber auch die Nachteile eines solchen Konzepts sind deutlich:

Eine interessante Alternative wäre zweifelsohne ein Computernetzwerk, das jedem seinen individuell konfigurierten Arbeitsplatz gestattet, aber durch zentrale Wartung für die Standardprogramme die meisten Konfigurationsprobleme am Arbeitsplatz verhindert und für aktuelle Dateien sorgt.

Die obige Problematik läßt sich als Gegensatz zwischen zwei Konzepten herausarbeiten:

In diesem Seminar wollen wir uns nun Gedanken darüber machen, wie eine solche dritte Alternative, den gesamten Computer mit Haupt- und Massenspeicher als Cache anzusehen, konkret aussehen könnte.

Ein solcher Ansatz hat die Vorteile

Die Nachteile eines solchen Betriebssystems sind bisher unbekannt, da es noch nicht praktisch erprobt wurde. Ziel dieses Seminars/Praktikums ist es, dies zu tun.

Das Seminar

In dem Seminar sind dazu Vorträge vorgesehen, die Kenntnisse über Konzepte von netzwerkorientierten Betriebssystemen, Dateisystemen und ihre Administration vermitteln sollen. Um zu verhindern, zu stark auf ein bestimmtes Betriebssystem zugeschnittene Konzepte zu entwickeln, wurden in den Vorträgen die relevanten Mechanismen sowohl von Unix als auch von Windows NT vorgestellt werden.

Die ausgearbeiteten Seminarvorträge liegen vor.

Literatur

Als Literatur ist - neben selbst gesuchter Literatur - folgendes Material vorgesehen:

Das Praktikum

Geplant ist, im darauf folgenden Semester im Rahmen eines Praktikums einen Prototypen dieser Betriebssystemerweiterung im Team zu entwickeln. Die Seminarteilnehmer sollten gewillt sein, also auch am darauf folgenden Praktikum teilzunehmen.

Die Implementierung ist auf einem separaten Netz aus Windows NT Rechnern und einem Server vorgesehen, das vom HRZ gestellt wird.

Der genaue Verlauf des Praktikums soll zum Seminarende und vor Beginn des Praktikums geplant werden.